Letztens in der Jazz-Dance-Stunde – die erste des Semesters – bekamen wir, die begeisterten Elevinnen, Feedback von unserer jungen, dynamischen Tanzlehrerin. Alle hatten schon ihr Fett weg bekommen: Du, pass auf deine Arme auf. Du, achte auf deine Spannung. – usw. Dann war ich an der Reihe. Sie stockt. Ich sah richtig, wie es in ihrem Gehirn gearbeitet hat und hatte mich auf Haltungsfehler da und Spannungsmängel dort eingestellt. Und dann fragt sie mich: Darf ich Du sagen? In diesen Momenten weiß ich: andere sehen mich nicht so jung, wie ich mich (meistens) fühle.
Werde ich nach meinem Alter gefragt, würde ich ganz spontan und auch überzeugt antworten: 37 Und dann bin ich selbst überrascht, dass anstelle der 3 schon eine 4 vor der 7 steht. Und in dieser Jazz-Dance Gruppe wäre ich sogar mit jungen 37 … alt. 🙂
Okay. Also ich bin, gerechnet ab meinem Geburtstag 1972, jetzt noch 47. Und dann frage ich mich: Was hab ich die letzten 10 Jahre gemacht? Also von 37 bis 47? Da muss ich schon intensiver nachdenken. Dabei waren die letzten zehn Jahre alles andere als langweilig: da ist mein Sohn erwachsen geworden, ich habe begonnen selbständig zu arbeiten, da habe ich unheimlich viel Neues ausprobiert und dazugelernt.
Wann bist du so groß geworden?
Wenn man Kinder hat erkennt man nicht immer, die Fortschritte die sie machen; sieht nicht täglich, wie sie stetig selbständig werden und plötzlich erwachsen sind. Und dann gibt es diese Momente wo man sich fragt: „Wann bist du so groß geworden?“ – Zumindest ist es mir so mit meinem Paul gegangen. Und genauso geht es mir mit mir selbst; ich sehe nicht täglich was sich in und an mir verändert. Dann kann es vorkommen, wie kürzlich passiert, dass ich mich morgens in den Spiegel sehe und erkenne: 47 – ja, jetzt sehe ich es auch. Und mich frage: Wann ist das denn passiert?
– und aus dem Hintergrund winkt mir die 5 freundlich lächelnd zu.
“ … Ich möchte nicht mir dir alt werden, ich möchte mit dir jung sterben … “
tönte es letztens aus dem Radio. Was für eine doofe Textzeile, dachte ich mir. What the fuck?!
Nein!!! ICH will nicht jung sterben. Definitiv nicht. ICH will alt werden!
Dabei wünsche ich mir natürlich eine gewisse Beweglichkeit zu erhalten – geistig und körperlich. Und ich wünsche mir aus innen heraus strahlen zu können und all den durchaus verlockenden Angeboten, mein Äußeres dem gängigen Schönheitsideal anzunähern, zu widerstehen: in Würde alt werden.
Weißt du was wahre Schönheit bedeutet?
Ich fand reife Frauen immer schon bewundernswert, wenn man ihnen ihren Gewinn an Lebensjahren, ihre lebensfrohe Reife ansah und Ihre Gelassenheit gespürt hat. Die Frauen, die ich da vor meinem geistigen Auge habe, sind allesamt aufrechte, stolze Frauen ohne überheblich zu sein, sehr klar in dem, was sie tun, überbordend feminin und hingebungsvoll und scheren sich einen Teufel um gesellschaftliche Konventionen. Sie müssen nicht gefallen, sie wissen, dass sie so wie sie sind einzigartig (und) schön sind!
SO will ich meinen Gewinn an Lebensjahren, an Erfahrungen, an Begegnungen feiern. SO möchte ich jedes weitere Jahr als Geschenk annehmen und mich voller Dankbarkeit im Spiegel betrachten, gerade weil ich dem Schönheitsideal nicht entspreche und mit den Jahren sicher immer weniger entsprechen werde.
Das nächste Mal, wenn ich in den Spiegel blicke und mich fragen werde … wann hat sich die 5 in mein Leben geschlichen – will ich mir denken: Ich war wohl viel zu beschäftigt, das Leben mit allen Sinnen zu genießen, um DAS zu bemerken – wie geil ist das dann!
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Ich bin eine Gewinnerin – eine Gewinnerin an Lebensjahren!
47 hab ich schon 🙂
In Gedenken aller Lieben, die vor mir gegangen sind und die zu früh aus dem Leben gerissen wurden: ihr seid in meinem Herzen und ich verspreche, mein Leben auszukosten.
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