„Im Anfang war das Wort.“ – So beginnt das Johannesevangelium. Und obwohl dieser Satz oft zitiert wird, trägt er eine Wahrheit in sich, die wir im Alltag schnell vergessen: Sprache ist nicht bloß Mittel zum Zweck – sie ist der Ursprung, das Werkzeug und manchmal sogar das Ziel unseres Denkens und Handelns. Erst wenn wir etwas benennen, wird es greifbar, formbar, verhandelbar.

(c) die-Trullala „Worte bilden das Haus in dem du wohnst.“
Im Miteinander sind es Worte, die Brücken schlagen. Doch wie stand schon bei Ludwig Wittgenstein: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Was aber, wenn wir dieselben Worte verwenden – und dennoch unterschiedliche Welten meinen?
Das Ringen um Sprache ist ein Ringen um Bedeutung. Um Verständigung. Um Verbindung. Worte sind keine bloßen Hüllen – sie formen Räume, in denen wir einander begegnen. Sie geben Auskunft über Herkunft, Bildung, Erfahrung – und manchmal auch über das, was noch im Werden ist. Ein reicher Wortschatz öffnet Tore. Aber Worte müssen mit Bedacht gewählt werden. Denn ihr Klang, ihre Bedeutung, ihre Wirkung – all das trägt zur Realität bei, die wir gemeinsam erschaffen.
Bei meinem letzten Graphic Recording Auftrag wurde dieses feine Austarieren besonders spürbar. In der Vorbereitungsphase ebenso wie im Event selbst: Es ging darum, sich aufeinander einzuschwingen. Tief zu hören. Hinter Bedeutungen zu blicken. Nicht um die perfekten Worte zu finden – sondern jene, die getragen werden können. Die dem Gemeinsamen am nächsten kommen.

(c) Gerd Neuhold / Teil vom Graphic Recording beim Plenartreffen 2 der Katholischen Kirche Steiermark im Rahmen der Diözesankonferenz.
„When language opens possibilities rather than closing them down, transformation becomes possible.“ – schreibt Chene Swart. Es war genau diese Haltung, die im Raum stand: Offenheit. Annäherung. Verständigung auf einem Kontinuum von Perspektiven, Erfahrungen und Deutungen.
Und auch wenn in diesem konkreten Prozess das Nachspüren von Wurzeln nicht im Vordergrund stand – es bleibt ein essenzieller Teil jeder tieferen Verständigung: zu fragen, woher ein Wort kommt, welche Geschichten es in sich trägt, welche Spuren es hinterlässt.
Denn: Ein einziges Wort kann die Welt bedeuten. Oder eine neue entstehen lassen.