Fünf Tipps für sinnliche Weihnachten

Ein Plädoyer für den sprachlichen Zuckerguss.*

*garantiert fettfrei

Tipp 1: Lassen Sie Ihre Worte auf der Zunge zergehen.

Weihnachten ist nahezu untrennbar mit verführerischen Düften verknüpft. Denken wir an wohlriechende Plätzchen mit Zimt und Koriander, duftende Vanillekipferl, fruchtigen Glühwein oder an frische Tannenzweige und feuchtes Holz.

Lesen wir Wörter wie „Kaffee“ und „Parfum“ – Begriffe, mit denen Geruchserlebnisse abgespeichert sind, wird im Gehirn auch jenes Areal aktiviert, das Gerüche verarbeitet. So läuft uns dann „das Wasser im Mund zusammen“ ohne überhaupt noch ein Kekserl genascht zu haben.

Tipp 2: Schmücken Sie Ihre Sprache.

Sobald die winterlichen Tage kürzer werden, uns dichter Nebel einhüllt und feuchte Kälte auch unter den dicken Mantel kriecht, freuen wir uns auf mehr – verdiente – Entspannung in den eigenen vier Wänden. Weit weg von der Besinnungslosigkeit des erschöpfenden Alltags hin zur besinnlichen Erholung.  Und wir schmücken unsere heimelige Wohnung weihnachtlich.

Dies können wir auch mit unserem Ausdruck tun. Unsere Sprache da und dort mit Adverben und Adjektiven gewürzt, macht unsere Sätze gehaltvoller. Und wann, wenn nicht zu Weihnachten, sollten wir opulenter speisen dürfen?

Tipp 3: Verzaubern Sie mit Geschichten.

Sagen und Mythen, ranken sich um die stillste Zeit im Jahr. Mündliche Überlieferungen und Geschichten kennen wir Menschen seit Zig-Tausend Jahren. Als Erzähler können wir unsere Zuhörer berühren und unterhalten. Bildreiche Geschichten können uns verzaubern, aufwühlen und beruhigen. Abenteuerliche Geschichten regen unsere Fantasie an.

Wenn wir anschauliche Geschichten hören, werden auch jene Regionen im Gehirn aktiviert, die wir gebrauchen würden, wenn wir die Geschichte selbst erleben würden. Gute Geschichten packen unsere ganze Aufmerksamkeit, sie lösen Emotionen aus. Wann haben Sie sich das letzte Mal in einer guten Geschichte verloren?

Tipp 4: Wählen Sie magische Worte.

Sprache berührt. Ganz gleich, ob Sie eine Liebeserklärung bekommen oder eine heftige Auseinandersetzung haben. Worte lassen uns dann keinesfalls kalt. Manch Gesagtes lässt uns nicht mehr los. Und auch unsere eigenen Worte haben Wirkung auf uns selbst: Wenn wir etwa ein Tabuwort verwenden, kann das bei uns selbst körperlich messbare Stresssymptome hervorrufen. Euphemismen, die das Gleiche bedeuten, haben diese Wirkung nicht.

Also lieber einmal mehr Feenstaub auf Schwarzmalerei gestreut und sich in Gelassenheit geübt.

Tipp 5: Präsentieren Sie sich im schönsten Kleid.

In manchen Familien ist es üblich, sich für den Abend des 24. Dezembers hübsch zu machen. Als weiterer Ausdruck dafür, dass dies ein besonderer Anlass ist.

Wenn unsere Sprache die Kleidung unserer Gedanken ist **, was tragen Sie dann am Heiligen Abend?

** Samuel Johnson, englischer Gelehrter, 17. Jhdt.

Beitrag für den Dezember-Newsletter „Der Schule des Sprechens“
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